Wissen schafft Sprache

Verena Hofstätter

S2E5 Sprache für den Frieden

… warum es so schwierig ist, über Frieden zu sprechen

22.03.2022 30 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wir müssen über den Frieden sprechen. In dieser Episode geht es nicht nur um die Herkunft des deutschen Wortes "Frieden", sondern auch um Friedenskonzepte der Neuzeit, Friedenssymbole seit dem Zweiten Weltkrieg und den Frieden im öffentlichen Diskurs. Ein Podcastessay zu einem Thema, das nie nicht Thema sein darf.
CN: Im zweiten Teil der Folge wird der Ukrainekrieg angesprochen. Ich bin weder Politologin noch Expertin in diesem Gebiet. Der Folgeninhalt stellt keine Analyse der aktuellen politischen Lage dar. Der militärische Angriff Russlands auf die Ukraine wird explizit verurteilt. 

Wir müssen über den Frieden sprechen. In dieser Episode geht es nicht nur um die Herkunft des deutschen Wortes "Frieden", sondern auch um Friedenskonzepte der Neuzeit, Friedenssymbole seit dem Zweiten Weltkrieg und den Frieden im öffentlichen Diskurs. Ein Podcastessay zu einem Thema, das nie nicht Thema sein darf.

CN: Im zweiten Teil der Folge wird der Ukrainekrieg angesprochen. Ich bin weder Politologin noch Expertin in diesem Gebiet. Der Folgeninhalt stellt keine Analyse der aktuellen politischen Lage dar. Der militärische Angriff Russlands auf die Ukraine wird explizit verurteilt.

Das neuhochdeutsche Wort Frieden geht auf die indoeuropäische Wurzel *prāi-, *prī- zurück, was so viel wie "gern haben, schonen, friedlich-frohe Gesinnung" bedeutet hat. Damit ich der Frieden mit Freund und frei verwandt. Man vermutet heute, dass die neuhochdeutsche Bedeutung vom althochdeutschen Substantiv *frīhelsī für Freiheit stammt. Hier schwingt die Idee mit, dass eine Person genau dann frei ist, wenn sie über ihren eigenen Hals quasi verfügen kann.

Der Frieden hat heute zwei grammatikalisch korrekte Formen im Nominativ: Frieden und Friede. Diese Doppelform geht auf die dialektale Variation im deutschsprachigen Raum zurück.

Heute bezeichnen wir mit Freiden das Konzept von “Ruhe und Sicherheit im inner- und zwischenstaatlichen Zusammenleben". Doch dieses Konzept hat sich im Laufe der Geschichte mitunter sehr stark gewandelt.

Während Thomas Hobbes das Konzept noch sehr eng definiert (formeller Frieden), zielt Immanuel Kant bereits auf einen weiter gefassten materiellen Frieden ab. Im 20. Jahrhundert weitet sich das Konzept noch einmal deutlich aus. Johan Galtung unterscheidet zwischen negativem und positivem Frieden, wobei nicht nur personelle, sondern auch strukturelle Gewalt für Konflikte verantwortlich gesehen werden. In der neueren Friedensforschung wird Frieden als Prozess konzeptualisiert und nicht mehr als Zustand.

An der aktuellen medialen Berichterstattung über den Ukrainekrieg zeigt sich deutlich, wie sehr uns diese Idee von Frieden als Prozess im politischen und im Alltagsverständnis fehlt. Sowohl das Reden über Krieg, als auch das Reden über Frieden werden im öffentlichen Diskus marginalisiert. Schlagzeilen, die den "ersten Krieg in Europa seit 1945" ankündigen, verdeutlichen diese Beobachtung.

Frieden kann nicht nur mit Worten verbalisiert werden. Zahlreiche Friedenssymbole begleiten den Widerstand gegen Gewalt und Krieg seit der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Sprachwissenschaftliche, kommunikationswissenschaftliche und philosophische Blicke auf den Begriff/das Konzept des Friedens. Ein Essay.


Literatur : DWDS Frieden | Kant Zum Ewigen Frieden (Kant-Lexikon) | der Staat bei Hobbes im Leviathan und auf Wikipedia | Galtung über "Violence, Peace, and Peace Research" | positiver Frieden

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