Wissen schafft Sprache

Verena Hofstätter

S3E6 Woher kommt der Beistrich?

Und brauchen wir ihn heute überhaupt noch?

13.12.2022 14 min

Zusammenfassung & Show Notes

Beistrichregeln sind für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Mal wird geraten, mal passiert es nach Gefühl. Brauchen wir das Komma eigentlich noch in der heutigen Zeit? Geht es denn nicht auch ohne? Für die Schreibenden vermutlich ja. Für die Lesenden ist das Komma aber immer noch unglaublich wichtig. Eine kleine Zeitreise in die Geschichte der Zeichensetzung.

Das Erlernen der Beistrichregeln kann jedoch mühsam sein. Mühsam vor allem dann, wenn im Unterricht nur die Regeln im Vordergrund stehen, der Sinn dahinter aber unklar bleibt. Ein einfacher Perspektivenwechsel kann hier helfen. Weg vom Schreiben und hin zum Lesen.

Denn der Sinn der Kommasetzung liegt seit jeher bei der lesenden und nicht bei der schreibenden Person. Wir schreiben den Beistrich nicht, um uns als Schreibende das Schreiben zu erleichtern, sondern den Lesenden das lesen. Zunächst ging es darum, rhetorisch wirksam vorzutragen, später darum, den Leseprozess zu beschleunigen und Mehrdeutigkeiten zu beseitigen. 

Ja: Kommas lesen ist sehr viel einfacher, als sie zu schreiben. Aber indem wir sie schreiben, indem wir uns die Mühemachen, sie zu schreiben, erleichtern wir anderen das Lesen ungemein. Lesen ohne Kommas ist in der schnelllebigen und hoch komplexen Welt, in der wir heute leben, höchst unpraktisch. Es kostet wertvolle Zeit, ist kognitiv herausfordernd und führt selbst dann noch zu Missverständnissen.

Natürlich geht es bei der Kommasetzung nicht immer um Leben oder Tod. Doch wenn wir Deutsch sprechen oder Deutsch schreiben, haben wir immer die Hörenden oder Lesenden im Blick. Nie uns selbst. Und das ist meiner Meinung nach doch ein Grund ein kleines Bisschen stolz zu sein und sich ein ganz klein wenig anzustrengen, damit das auch so bleibt.



Quellen:

Komma und Didaktik (Esslinger/Naock, 2020) | Historische Sprachwissenschaft (Nübling/, 2017) | Interpunktion als Teil schriftsprachlichen Wandels (Masalon, 2014)

— — — 

Wenn ihr gern Dinge über Sprache hört, könnt ihr dieses Projekt ganz einfach unterstützen, indem ihr den Podcast bewertet oder ihn anderen weiterempfehlt. Auch Feedback zu den Themen der einzelnen Folgen sammle ich fleißig auf Instagram und Twitter oder per E-Mail unter wissen@lehrwerk.at.

Auf der Website vom Lehrwerk gibt es alle Folgen von [vɪsn̩ʃaftʃpʁɑːχə] zum Nachhören und Nachlesen.

Die Musik im Intro dieser Staffel stammt von lemonmusicstudio.

Feedback geben

Gibt es etwas, was ihr schon immer über Sprache wissen wolltet? Oder wisst ihr etwas, wovon ihr denkt, dass es vielleicht auch andere gerne wissen würden? Schon gewusst? lebt von eurem Input. Also schreibt mir einfach, worüber ihr in Zukunft hören wollt. Entweder gleich hier oder direkt auf wissen@lehrwerk.at.

Für Fragen zu den bereits besprochenen Themen wählt einfach rechts die entsprechende Episode aus und schreibt mir ins Feedback-Formular, was euch auf dem Herzen liegt - oder im Kopf herumgeistert.

Und alle, die noch mehr Wissen über Sprache brauchen, kommen am besten gleich zu mir in den Blog oder folgen mir auf Social Media: Instagram, Twitter und Facebook.

Mit einem Klick auf "Nachricht absenden" erklärst Du Dich damit einverstanden, dass wir Deine Daten zum Zwecke der Beantwortung Deiner Anfrage verarbeiten dürfen. Die Verarbeitung und der Versand Deiner Anfrage an uns erfolgt über den Server unseres Podcast-Hosters LetsCast.fm. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt. Hier kannst Du die Datenschutzerklärung & Widerrufshinweise einsehen.

★★★★★

Gefällt Dir die Show?
Bewerte sie jetzt auf Apple Podcasts