S3E3 Die Welt in anderen Farben (Reihe: SprachGeschichten)
01.11.2022 27 min
Zusammenfassung & Show Notes
Das ist Raluca. Sie ist meine erste Gästin hier im Podcast. Sie spricht fünf Sprachen und kann noch weitere verstehen. Heute erzählt sie mir davon, was es für sie bedeutet, mehrsprachig zu sein.
Raluca stammt aus Rumänien, ist aber aufgrund ihrer Migrationsgeschichte mit Deutsch aufgewachsen. Die Sprache ihrer Mutter, Rumänisch, hat sie sich erst wieder mühsam zurück erkämpfen müssen. Schlecht informierte Erziehungsratschläge, therapeutische Interventionen, der Abstand zu vielen rumänischsprachigen Familienmitgliedern und das Gefühl, in Rumänisch nicht ernst genommen zu werden - all das hat ihr in der Vergangenheit den Zugang zur Sprache erschwert. Heute möchte sie das ändern.
Seit ihrem dritten Lebensjahr lebt Raluca in Deutschland. Zu Hause spricht sie mit ihrer Familie (fast) nur Deutsch, weil man ihrer Mutter damals empfohlen hat, auch im Privatleben die Mehrheitssprache zu verwenden. In der Schule lernt sie Englisch und Französisch als Fremdsprachen. Während ohne Probleme Englisch spricht, tut sie sich mit der französischen Sprache noch schwer, weil sie die Verwandtschaft zum Rumänischen noch nicht erkennt. Die Brücke zum Rumänischen kann Raluca erst mit einer anderen romanischen Sprache schlagen: Italienisch. Diese Sprache verbindet sie mit ihrem rumänischen Vater, der in Italien lebt.
Raluca stammt aus Rumänien, ist aber aufgrund ihrer Migrationsgeschichte mit Deutsch aufgewachsen. Die Sprache ihrer Mutter, Rumänisch, hat sie sich erst wieder mühsam zurück erkämpfen müssen. Schlecht informierte Erziehungsratschläge, therapeutische Interventionen, der Abstand zu vielen rumänischsprachigen Familienmitgliedern und das Gefühl, in Rumänisch nicht ernst genommen zu werden - all das hat ihr in der Vergangenheit den Zugang zur Sprache erschwert. Heute möchte sie das ändern.
Seit ihrem dritten Lebensjahr lebt Raluca in Deutschland. Zu Hause spricht sie mit ihrer Familie (fast) nur Deutsch, weil man ihrer Mutter damals empfohlen hat, auch im Privatleben die Mehrheitssprache zu verwenden. In der Schule lernt sie Englisch und Französisch als Fremdsprachen. Während ohne Probleme Englisch spricht, tut sie sich mit der französischen Sprache noch schwer, weil sie die Verwandtschaft zum Rumänischen noch nicht erkennt. Die Brücke zum Rumänischen kann Raluca erst mit einer anderen romanischen Sprache schlagen: Italienisch. Diese Sprache verbindet sie mit ihrem rumänischen Vater, der in Italien lebt.
Nach der Schule beginnt Raluca ein Studium in der Fächerkombination Französisch—Italienisch. Sie plant einen Auslandsaufenthalt in Frankreich, muss diesen aber aus persönlichen Gründen abbrechen. Ihre Beziehung zur französischen Sprache leidet darunter. Zurück an der Uni zu Hause wechselt sie von der Sprachkombination auf Sprachwissenschaft. Anfang 2020 beginnt Raluca ein Auslandssemester in Padua (Italien) - mitten im weltweiten Chaos der Coronapandemie. Italien hat es damals besonders stark getroffen. Gemeinsam mit ihrer bolivianischen Mitbewohnerin bleibt Raluca die ersten drei bis vier Monate in ihrer WG. Da ihre Mitbewohnerin aber kaum Italienisch spricht, sucht sie andere Wege, um mit der italienischen Sprache in Kontakt zu kommen. Die Freundschaften die sie damals geknüpft hat, halten zum Teil bis heute.
Das Leben zwischen Deutsch und Rumänisch ist aber nicht immer leicht. Der Einbürgerungsprozess in Deutschland vor ein paar Jahren war für Raluca lang und langwierig. Sie hat die Einbürgerung als regelrechten Kampf empfunden, der sie emotional noch weiter vom Rumänischen entfernt hat. Aktuell braucht Raluca wieder den Kontakt zur rumänischen Sprache und Kultur. Sie erzählt, dass sie bisher nur ein paar Mal in Rumänien war. Diesen Frühling war sie zum ersten Mal seit langem in der Hauptstadt Bukarest. Dort konnte sie sogar Verwandte treffen und ihre Verbindung zu Land und Sprache stärken. Sogar Grammatik möchte sie üben.
Raluca spricht Rumänisch, Deutsch, Englisch und Italienisch und kann andere romanische Sprachen zumindest verstehen. Das soll aber nicht alles bleiben. Ich habe sie gefragt, welche Sprachen sie in Zukunft noch gerne lernen möchte. Am liebsten würde sie gerne Norwegisch lernen, weil sie als Kind kurz dort gewohnt hat, bevor sie nach Deutschland gekommen ist. Auch für das irische Gälisch kann sie sich begeistern. Oder Arabisch oder Farsi. Raluca braucht bestimmt bald noch viel mehr Farben für ihr Sprachenportrait.
Was bedeutet Mehrsprachigkeit für Raluca?
Mit jeder Sprache lerne ich noch einmal anders über unsere Welt, unser Denken oder uns selbst zu denken. Die Wahrnehmung verändert sich. [...] Es gibt auch andere Perspektiven. [...] Das macht einfach neugierig auf Sprache. [...] Je mehr Sprachen wir können, desto mehr sehen wir die Welt auch in verschiedenen Farben.
Liebe Raluca, das hast du sehr schön ausgedrückt. Vielen Dank für deine Geschichte und dass du uns an deiner Sprachbiographie hast teilhaben lassen. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und noch viele bunte Flecken auf deinem Sprachenportrait.
Ralucas Sprachenportrait und eine Vorlage für eigene Portraits findet ihr hier bei mir im Blog.
Raluca findet ihr im Internet:
- auf Instagram und Twitter
- ihren Podcast "Worldwide Vielfalt" auf Spotify, Apple Podcasts oder YouTube
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Auf der Website vom Lehrwerk gibt es alle Folgen von [vɪsn̩ʃaftʃpʁɑːχə] zum Nachhören und Nachlesen.
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