Wissen schafft Sprache

Verena Hofstätter

S2E4 Grammatik und Geschlecht

… wie es zu "Männerklassen" in der Grammatik kommen kann

08.03.2022 36 min

Zusammenfassung & Show Notes

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Zusammenhang von Grammatik und Geschlecht wird oft belächelt, wenn nicht sogar als ungültig erklärt, weil sie vom weiblichen Standpunkt aus passiert, und deswegen nicht “objektiv” sein kann. Doch was, wenn sich Grammatik als “Speicher sozialer Verhältnisse” erweist? Und wir diese Verhältnisse über unser Sprechen, und unser Kommunizieren allgemein, immerfort reproduzieren? 
Hat sich ein gesellschaftlicher Sexismus in der Grammatik festgesetzt, wodurch bei Frauen nun grammatisch nicht mehr zwischen Handelnder und Erduldender unterschieden wird? Wodurch Frauen grammatisch gesehen schwach belebten Lebewesen näher steht als dem Mann? Wir wollen diese (kühnen?) Hypothesen am Beispiel des deutschen Deklinationsklassensystems überprüfen. 

Veränderungen in der Grammatik fallen uns oft nicht auf. Sie sind langsam und subtil, und liegen daher meist unter unserer Wahrnehmungsschwelle. 

Das grammatische Geschlecht spielt im Deutschen nicht nur bei der Genusklassifikation (Maskulinum, Femininum, Neutrum) eine Rolle, sondern auch bei der Einteilung der Nomen in Flexionsklassen. Bei der Umstrukturierung dieses Systems vom Mittel- zum Neuhochdeutschen hatte jedoch auch das biologische Geschlecht (Sexus) seine Finger im Spiel.

Ist das deutsche Kasussystem allein über solch semantisch motivierten Veränderungen zu erklären? Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Sind deshalb alle Versuche, bestimmte Entwicklungen des deutschen Sprachsystems über semantische Faktoren zu erklären, ungültig. Vermutlich ebenso wenig. Ein Blick in die Tiefen unserer Grammatik, der sich lohnt.

Ich beziehe mich im Großteil der Folge auf die Diskussion zum Thema in der Einführung in die Genderlinguistik von Damaris Nübling und Helga Kotthoff. Einen lesenswerten (englischsprachigen) Artikel, der die hier vorgestellten Thesen weiterentwickelt, liefert Manfred Krifka.

Literatur : Damaris Nübling und Helga Kotthoff | IDS | Manfred Krifka

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